Unsere Kinder bringen bei Schuleintritt vor und außerhalb der Schule erworbene Sprachfähigkeiten mit. Diese unterschiedlichen Sprachfähigkeiten wollen wir kindorientiert und individuell weiterentwickeln und fördern.
Sprache hat eine grundlegende Bedeutung für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder.
Für unseren gesamten Unterricht bedeutet das, dass wir Situationen schaffen wollen, die sprachliches Handeln herausfordern. Auseinandersetzung mit sich selbst kann nur durch sprachlichen Kontakt mit anderen geschehen. Dem wollen wir Rechnung tragen durch Initiierung verschiedenster Sozialformen und den gezielten Einsatz von Medien und Materialien.
Die zu vermittelnden Lerninhalte Lesen, Schreiben und Kommunikation sollen die Kinder von Beginn an als Erweiterung ihrer Handlungskompetenz erfahren. Lesen muss ihnen also in ihrem Leben weiterhelfen, Schreiben einen sichtbaren Nutzen für sie selbst erkennbar machen.
Ziel des Deutschunterrichts ist es, die Kinder in der Verschränkung aller im Folgenden dargestellten Bereiche des Deutschunterrichts durch erlebtes und erlerntes Sprachhandeln ein weiteres Stück lebenstüchtig für ihren Alltag zu machen.
Sprechen und Zuhören
Voraussetzung für eine gelingende Gesprächskultur ist für uns ein gutes Klassenklima, in dem sich die Kinder wohl fühlen (entsprechend dem pädagogischen Leitbild der Schule). Nur dann können Kinder über sachbezogene Äußerungen hinaus sich einander mitteilen, Emotionen der Anderen wahrnehmen und situations- entsprechend darauf reagieren.
Nach und nach geben sich die Kinder eigene Gesprächsregeln und modifizieren diese nach ihren Bedürfnissen. Schließlich werden sogar kontroverse Diskussionen von den Kindern allein geführt. Elemente wie der Erzählstein oder abgesprochene Gesten können den Kindern beim Einhalten der Regeln helfen. Referate und Vorträge reifen in Umfang und Aufbau. Strukturierungshilfen wie Cluster und Möglichkeiten der Ergebnisdarstellungen in Grafik und Bildformen finden zunehmend Sprache als unterstützende Begleitung.
Im szenischen Spiel erwerben die Kinder die Fähigkeit, Sprache in Geste und Körpersprache umzusetzen.
Schreiben
Unseren Kindern wollen wir so früh wie möglich die Gelegenheit geben, Gefühle, Gedanken und Erlebnisse schriftlich auszudrücken. Zu Beginn erfolgt die Schulung der Motorik, um von der Grobmotorik zunehmend mehr zur Feinmotorik zu gelangen. Durch haptische Erfahrungen mit verschiedenen Materialien und geeignetem Schreibwerkzeug sollen die Kinder über die Druckschrift eine verbundene Schrift entwickeln. Hierzu setzen wir derzeit die lateinische Ausgangsschrift ein. Im Sprachunterricht ergeben sich zunehmend geplante und sinngebende Schreibanlässe. Im 1. und 2. Schuljahr stehen der Aufbau und die Erhaltung der Schreibfreude im Vordergrund. Hinzu treten im 3. und 4. Schuljahr die Erarbeitung gezielt geplanter Texte und Textsorten abgestimmt auf die verschiedenen Adressaten bzw. Schreibabsichten.
Diese anhand erarbeiteter Kriterien zu überarbeiten und zu diskutieren ist der nächste Entwicklungsschritt (z. B. in Schreibkonferenzen).
Richtig schreiben
Schriftspracherwerb ist ebenso ein Lern- und Entwicklungsprozess wie die Entwicklung der gesprochenen Sprache. Er verläuft vom Kritzeln bis zum rechtschriftlichen Schreiben nur bei jedem Kind zu unterschiedlichen Zeiten. Aus der Rechtschreibstruktur unserer Sprache ergeben sich folgende Rechtschreibstrategien, die die Kinder nach und nach entwickeln: Als erstes werden sie ein phonologisches Bewusstsein entwickeln, um sicher Graphem und Phonem einander zuordnen zu können. Bei Durcharbeitung der Buchstaben erfolgt ein ständiges Kombinieren von Laut und Buchstabe. Gleichzeitig werden die Kinder motorisch geschult, so dass die Nachgestaltung der Buchstaben in zunehmender Weise genauer gelingt. Zu Beginn der Schulzeit erhalten die Kinder eine Anlauttabelle mit allen Buchstaben.
Dieses ist ihre „Schreibmaschine“, mit ihr können sie alle Wörter schreiben.
Parallel zur Arbeit mit der Anlauttabelle, die täglich zum Einsatz kommt, werden einzelne Buchstaben gezielt erarbeitet und mit allen Sinnen erfahren: Wir formen mit unserem Körper ein A, wir schreiben es dem Nachbarn auf den Rücken, wir fahren ein A nach, wir essen einen Apfel, wir laufen ein A ab…
Als nächstes versuchen die Kinder durch genaues Abhören von Wörtern, alle Laute herauszufinden und die entsprechenden Buchstaben zu notieren. Nach und nach entwickeln sie darin mehr Bewusstheit und mehr Sicherheit. Von der eigenen Artikulation gesteuert, setzen die Kinder die gehörten Laute schließlich vornehmlich in einer 1 : 1–Zuordnung um, sie können immer mehr lautgetreue Wörter korrekt verschriftlichen (alphabetische Strategie).
Immer häufiger begegnen den Kindern auch Wörter, die von der lauttreuen Schreibung abweichen und deren Schreibung gleichzeitig regelgeleitet ist (Nachdenkwörter). Diese Regeln werden kontinuierlich im Unterricht erarbeitet. Gleichzeitig gelangen die Kinder zur Erkenntnis, dass es auch Wörter gibt, die nicht regelgeleitet sind und die sie sich merken müssen (Merkwörter) (orthographische Strategie).
Zunehmend wird den Kindern bewusst, dass sie bei der Schreibung unbekannter Wörter auf Bausteine der Wörter stoßen, die sie in verwandten Wortstämmen wieder finden können und von diesen ihre Schreibung (Fahrradfahren, Rad…) ableiten (morphematische Strategie).
Beim Schreiben von Sätzen setzen Kinder zunehmend auch die wortübergreifende Strategie ein z. B. bei Wortarten, der Großschreibung am Satzanfang oder dem Setzen von Satzzeichen.
Überprüfungen mittels Lernstandskontrollen zum Unterrichtsstoff und normierten Tests (HSP) geben uns Aufschluss darüber, auf welchem rechtschriftlichen Entwicklungsstand sich das Kind befindet, um dann die individuelle Förderung weiterzuführen.
Der individuelle Wortschatz, den die Kinder sich über die Strategien hinaus erarbeiten, ergibt sich aus dem jeweiligen Lehrwerk und aus Wörtersammlungen aus den verschiedenen Fachbereichen sowie aus eigenen Texten der Kinder.
Lesen
Lesenkönnen ist eine Grundfertigkeit über die jeder Mensch verfügen sollte. Auf Grund des besonderen Stellenwertes des Lesens als Kulturgut haben wir hierfür ein eigenes Konzept verfasst:
Lesen in der Schule am Deich
In einer Zeit, in der Kinder von klein an mit Bildern, Filmen, Tonträgern und anderen elektronischen Medien konfrontiert und teilweise überfordert werden, kommt der Leseerziehung eine besondere Bedeutung zu. Computer und Fernsehen sind passive Medien, die keinerlei Anforderungen an den Konsumenten stellen. Um einiges anstrengender ist es, ein Buch zu erlesen. Dadurch gerät das Lesen als Freizeitbeschäftigung immer mehr in den Hintergrund. Dabei ist das Lesen die Grundlage des Lernens und ein Schlüssel zur Bildung. Ein gutes Buch eröffnet dem Leser neue und spannende Welten. Während der Leser gedruckte Abenteuer „durchlebt“ wird er ganz unbemerkt in einem umfassenden Maß gefordert und gefördert. Wortschatz, Sprachgebrauch und Konzentrationsfähigkeit sind wichtige Faktoren, die durch aktives Auseinandersetzen mit der Schrift gebildet und gefördert werden. Außerdem bildet Lesen und lässt den Horizont größer werden. Durch Bücher erfahren die Kinder mehr über andere Menschen, Länder, Geschichte und aktuelles Zeitgeschehen. Lesen ist die Voraussetzung dafür, sich Wissen selbst anzueignen und eröffnet Selbstständigkeit. Wer lesen kann, hat die Möglichkeit, sich überall auch ohne Hilfe zurecht zu finden. Die Kinder der Schule am Deich sollen Lesen auch als etwas Entspannendes, Interessantes, Lustiges und Anregendes erfahren.
Deshalb ist es unser Ziel, über die Vermittlung von Lesetechniken hinaus,
- die Förderung der Lesemotivation
- die Ausprägung einer hohen Lesefertigkeit
- die Entwicklung einer Lesekultur
zu erreichen.
Diese Ziele wollen wir durch folgende Maßnahmen anstreben:
Methode des Leselernprozesses
Anlauttabellen werden im Anfangsunterricht genutzt, so dass die Kinder frühzeitig anfangen, sich schriftlich auszudrücken und das Lesen durch das Schreiben erlernt bzw. unterstützt wird.
Lesenest
Ein „Lesenest“ wird für die Kinder der ersten und zweiten Klassen, wenn es die Personalsituation ermöglicht, eingerichtet.
Das „Lesenest“ ist für unsere Kinder ein wichtiger Baustein in der Leseförderung.
Die Kinder gehen 1 – 2 Mal in der Woche in das „Lesenest“ und werden dort in einer kleinen Gruppe mit der Koch’schen Fingerlesemethode gefördert. Diese Methode unterstützt die Kinder in ihrem Leselernprozess dadurch, dass sich die einzelnen Buchstaben mit ihren dazugehörigen Lauten besser einprägen. Dabei arbeiten sie individuell an ihrem Lehrgang, so dass das eigene Lerntempo berücksichtigt wird. Nach jeder Übung gehen die Kinder zur Lehrerin und zeigen die gemachten Aufgaben bzw. lesen den geübten Text vor. Am Ende der Stunde wird jeder Lernfortschritt bzw. Auffälligkeiten festgehalten.
Klassenbibliotheken
Klassenbibliotheken werden bei uns gezielt aufgebaut, ständig erweitert, ausgetauscht und neue Ganzschriften angeschafft, die im Unterricht ganzheitlich und produktionsorientiert gelesen werden.
Schülerbücherei
Auch die Schulbücherei wird ständig erweitert. Oftmals werden Bücher im Unterricht vorgestellt und Empfehlungen von den Kindern ausgesprochen.
Bibliotheken
Die Kinder haben die Gelegenheit, die nahe gelegene Pfarrbücherei kennen zu lernen. Anhand einer kleinen Führung wird ihnen das Angebot und die Modalitäten der Ausleihe vorgestellt.
Darüber hinaus nutzen die Lehrerinnen auch die Bereitstellung sogen. Themenkästen aus der Stadtteilbücherei. Hier werden zu bestimmten Unterrichtsthemen Bücherkisten der Schule zur Verfügung gestellt, die den Kindern über mehrere Wochen zur Arbeit zur Verfügung stehen.
Lesewettbewerb
Einmal im Jahr führen wir einen schulinternen Lesewettbewerb für die Klassen 3 und 4 durch, der in Kooperation mit der Pfarrbücherei organisiert wird. Die Kinder in den einzelnen Klassen bestimmen nach einem klasseninternen Lesewettbewerb ein Kind, das am Lesewettbewerb teilnimmt. Die Kinder lesen jeweils eine geübte Geschichte und einen ungeübten Text vor. Eine Jury bewertet das Gelesene nach folgenden Kriterien:
- sinnvolle Betonung
- angemessene Lautstärke
- angemessenes Tempo
- Anzahl der Versprecher
- Blickkontakt
Die vorlesenden Kinder haben natürlich auch ein Publikum, das aus Eltern, Großeltern, Freunden, Klassenkameraden und weiteren Verwandten besteht. Jedes Kind erhält als Dankeschön ein Buch oder einen Büchergutschein. Eine Pressemitteilung ehrt die Kinder zusätzlich.
Computerprogramm Antolin
Das Computerprogramm „Antolin“ wurde entwickelt, um die Lesemotivation der Kinder zu steigern. Es arbeitet eng mit der Stadtbibliothek zusammen. Dort finden die Kinder eine Menge Bücher, die sie in „Antolin“ bearbeiten können.
Und das funktioniert so: Ein Kind liest ein Buch und beantwortet anschließend im Internet dazu Fragen. Für jede richtige Antwort bekommt es auf einem persönlichen Lesekonto Punkte gutgeschrieben. Der Lehrer hat auf einer eigenen Seite in „Antolin“ ständig die Möglichkeit, die Leseleistung der Kinder, anhand von verschiedenen Statistiken, zu beobachten und durch Ermunterung und Lob noch mehr zu unterstützen. Die Internetadresse dieses Programms lautet: www.antolin.de.
Auch unsere Schule beteiligt sich an diesem Programm.
Jedes Kind bekommt ein passwortgeschütztes Lesekonto. Dafür geben wir den Vornamen und den Nachnamen der Kinder auf der Lehrerseite in „Antolin“ ein. Automatisch werden dann jedem Kind ein Benutzername und ein Passwort zugeteilt.
Da „Antolin“ im Internet zu Hause ist, können die Kinder auch von zu Hause aus mit dem Leseprogramm arbeiten. Voraussetzung ist nur ein Internet-Anschluss. Nicht allein die Schule, auch das Elternhaus kann so zusätzlich viel für die Lesemotivation der Kinder tun.
Autorenlesungen
In jedem Schuljahr laden wir Autor/innen zu Lesungen in die Schule ein. Hierbei achten wir darauf, dass verschiedene Bereiche der Literatur den Kindern nahe gebracht werden. So haben z. B. Knister (Kinderbücher) und Thommy Baake die Kinder mit ihren kindgemäßen, literarischen Lesungen begeistert.
Zeus Projekt/ Zeitungsprojekt der RP
Jährlich nehmen alle Viertklässler am Zeus Projekt oder am Projekt der RP teil. Alle Kinder erhalten täglich über zwei Wochen eine Tageszeitung. Hieraus ergeben sich vielfältige und motivierende Leseanregungen.
Sprache und Sprachgebrauch untersuchen
Grammatik erfahren die Kinder durch ihr Alltagsleben und spielorientierte Situationen, durch den Vergleich mit anderen Sprachen oder die Entdeckungen besonderer sprachlicher Phänomene. Dies wird im Unterricht aufgegriffen, verdeutlicht und Regeln werden gefunden und erprobt. Allmählich entwickelt sich dadurch ein immer sichereres Sprachgefühl (z. B. Mehrzahlbildung, Vergangenheitsformen). Regelstrukturiertes Sprachhandeln wird auf den Weg gebracht. Fachbegriffe werden nach und nach erlernt (Nomen, Vokal etc.).
Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Erlernen des Lesens und Rechtschreibens (LRS)
Kinder, die Schwächen beim Erlernen von Lesen und Schreiben zeigen oder durch Störungen im Aneignungsprozess auffällig werden und damit den Kompetenzerwartungen im Lesen und/ oder Rechtschreiben über einen längeren Zeitraum nicht entsprechen, bedürfen einer besonderen Zuwendung. Der Klassenlehrer analysiert mit den Fachlehrern die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Gegebenenfalls empfiehlt er den Eltern zusätzlich Rat von Schulpsychologen oder anderen in der LRS-Diagnose erfahrenen Fachleuten einzuholen. Die daraus resultierende Förderung sollte innerhalb des regulären Deutschunterrichts stattfinden oder darüber hinaus in Absprache mit den Eltern in klassen- oder jahrgangsübergreifenden zusätzlichen LRF- Förderstunden. Um die Kinder außerdem zu stützen und zu fördern, können aufbauende Formulierungen bei der Leistungsbewertung bevorzugt und ggf. ein Nachteilsausgleich gewährt werden. Wichtig ist ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen Schule und Eltern über Lernentwicklung und Absprachen zum erzieherischen Umgang mit dem Kind.